Anja Baier grüne Landtagsdirektkandidatin

Anja Baier aus Karlstadt will in den Landtag. Kreisvorsitzender Gerhard Kraft gratulierte zur Wahl und wünschte ihr dafür viel Erfolg. – Fotograf: Christian Baier

Anja Baier (Karlstadt) möchte für die Kreisgrünen in den Landtag nach München. In der Nominierungsversammlung für den Stimmkreis 606 Main-Spessart am vergangenen Mittwochabend wurde die 52-jährige Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin einstimmig gewählt. Armin Beck (Karlstadt) ist Listenkandidat.

Baier ist Mitglied im Kreistag und dritte Bürgermeisterin in Karlstadt. Sie strebt Platz 3 der unterfränkischen grünen Wahlkreisliste an. Sie erhielt von der Versammlung auch das einstimmige Votum, sich ab Platz drei zu bewerben. Das wird sich bei der Aufstellung der Bezirksliste am 04. Februar 2023 in der Frankenhalle in Erlenbach entscheiden.
 
Mehr Leute aus der Praxis in den Landtag
 
Anja Baier machte in ihrer Bewerbungsrede deutlich, weshalb sie nach München in den Landtag will. Es brauche dort mehr Menschen aus der Praxis, die sich an der Basis engagieren und weniger Beamt:innen oder Akademiker:innen. Auf Grund ihres Berufes lägen ihr die Gesundheits- und Daseinsvorsorge ganz besonders am Herzen. „Die Schließung unserer kleinen Krankenhäuser ohne einen Masterplan zu haben, mag zwar ökonomisch sinnvoll sein, aber sie hinterlässt sehr große Lücken für die Versorgung der Bürger:innen in der Fläche“, ist sie sich sicher. Für sie war die Schließung des Krankenhauses in Karlstadt der Auslöser für ihr politisches Engagement. Viel Applaus erhielt sie für die Forderung, dass sich die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal sowohl in Kliniken als auch in Pflegeeinrichtungen ändern müssen. Klatschen und Einmalbonus reichten nicht aus, die Pflegekräfte im Beruf zu halten. Ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte blieben im Schnitt nur sieben Jahre in ihrem erlernten Beruf. Das müsse sich ändern.
 
Agrarwende – Landwirte für alle ihre Leistungen bezahlen
Baier wuchs auf dem elterlichen Bauernhof im Landkreis Bad Kissingen, im Dorf Roßbach auf. Daher betonte sie, dass Klimawandel und der Erhalt von Biodiversität bei allen politischen Entscheidungen hohe Priorität haben müssen. Allerdings wünscht sie sich einen echten Dialog auch mit der konventionellen Landwirtschaft. „Die meisten Landwirt:innen tun viel für die Biodiversität und wollen ökologischer arbeiten und dem Tierwohl Rechnung tragen. Das ist vielen von uns manchmal nicht so klar.“ Daher müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden, damit sich Tierwohl und Artenvielfal sowohl für die Landwirt:innen als auch für Natur und Tiere rechnen und die Bäuer:innen müssten für alle erbrachten Leistungen entsprechend bezahlt werden.
 
Neue Wohnformen für Menschen aller sozialen Schichten
„Mehrgenerationenhäuser und Einrichtungen für selbstbestimmtes Wohnen sollen für Menschen aller sozialer Schichten forciert werden“, so eine von Baiers Forderungen. Für Wohnen im Alter brauche es mehr barrierefreien Wohnraum und Nahversorgung vor Ort.
 
Der öffentliche Verkehr muss bedarfsgerecht sein und bezahlbar werden
In Sachen Mobilität fordert Baier bedarfsgerechte, verlässliche, flexible und vor allem auch bezahlbare Angebote. „Wir brauchen einen verlässlichen und preiswerteren ÖPNV“, sagte Baier. Sie sprach sich klar für die Einführung des 49-Euro-Tickets aus. Dieses solle durch Beteiligung von Bund und Ländern finanziert werden. Der Aufbau von Carsharing-Modellen und der schnelle Ausbau der E-Lade-Infrastruktur müssten hohe Priorität bekommen.
 
Schutzsuchende verdienen unsere Unterstützung
In der Aufnahme und Integration von Schutzsuchenden sieht Baier große Herausforderungen, allerdings durchaus auch große Chancen. Menschen, die zu uns kommen, seien eine Bereicherung für die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt. „Wir müssen diese Menschen unterstützen und vor allem Deutschkurse ermöglichen, da der Spracherwerb der Schlüssel zur Integration ist.“ In vielen Branchen würde händeringend nach Arbeitskräften gesucht. Baier: „Daher ist es völlig unverständlich, dass immer wieder integrierte Geflüchtete, die zum Beispiel einen Pflegejob haben oder im Handwerk beschäftigt sind, abgeschoben werden.“

Armin Beck, Listenkandidat – Fotograf: Markus Buberl

Listenkandidat Armin Beck (Karlstadt)
Ebenfalls ein einstimmiges Votum bekam der 54-jährigen Karlstadter Rechtsanwalt Armin Beck als Listenkandidat. Er konnte krankheitsbedingt nicht an der Versammlung teilnehmen. Beck ist Kreisrat und Fraktionsvorsitzender im Karlstadter Stadtrat. Die Planungen für die B26n müssen sofort eingestellt werden,“ so der stellvertretende Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen die Westumgehung Würzburg/B 26n e.V“. Beck kritisiert, dass CSU, SPD, FDP und Freien Wählern das Verständnis für moderne Infrastruktur fehle. „Digitale Infrastruktur, flächendeckender Nahverkehr und erneuerbare Energien sind gerade in Bayern schlecht aufgestellt. Wer den ländlichen Raum stärken will muss verstehen, dass Funklöcher, Stromlücken und fehlender Nahverkehr die Schlaglöcher des 21ten Jahrhunderts sind. Wir brauchen das Geld und das Personal für die Zukunft und nicht für Vergangenheitsprojekte wie die B26n“ betont Beck.
 
Kreisvorsitzender Kraft: „Wir werden den Wahlkampf unseres Lebens führen.“
Kreisvorsitzender Gerhard Kraft (Laudenbach) stellte fest: „An den GRÜNEN vorbei, darf in Bayern zukünftig nicht mehr regiert werden, die Zeit ist überreif.“ DIE GRÜNEN würden 2023 den Wahlkampf ihres Lebens führen.