Der Grüne Ortsverband Karlstadt durfte am 10.03.2023 die Firma URT Umwelt- und Recyclingtechnik GmbH besuchen. Im Gespräch mit den Geschäftsführern Thomas Gundersdorf, Peter Heßler sowie der nächsten Generation Florian Heßler und Franziska Kühl wurde schnell klar, dass hier ein weltweit sehr erfolgreiches Unternehmen agiert. Leider konnte der technische Leiter des Unternehmens, Herr Bernhard Biener aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen.
In 2,5 Stunden wurden die Teilbereiche der Firma vorgestellt, neben der Beantwortung von Fragen aus dem OV kam es auch zu Diskussionen über die Abfallwirtschaft.
Die Firma URT spezialisiert sich beim Anlagenbau auf das Recycling von Elektroschrott im Rahmen der WEEE-Richtlinie (Waste from Electrical and Electronic Equipment). Die Hauptaufgabe der Recyclinganlagen bilden die Schadstoffentfrachtung sowie die Wertstoffrückgewinnung. Nach einer manuellen Schadstoffentfrachtung werden die Elektroaltgeräte geschreddert. Durch Magnet- und Dichtetrennverfahren werden die unterschiedlichen Wertstoffe dann voneinander getrennt, damit sie anschließend stofflich wiederverwertet werden können.
Zum einen können Metalle von Kunststoffen getrennt werden, zum anderen auch unterschiedliche Kunststoffe über Dichtebäder unterschieden werden. So können feuerfeste halogenierte Kunststoffe aussortiert werden, diese dürfen nicht recycelt werden und müssen kontrolliert entsorgt werden.
Insbesondere wurde auch auf die Recyclinganlagen von Altkühlgeräten und Lithium-Ionen Batterien eingegangen. Bei dem Recycling von Kühlgeräten erklärte Peter Heßler die einzelnen Schritte, vom Entfernen des Kühlmittels und des Kompressoröls bis hin zu den sortierten Ausgangsstoffen. Beim Entfernen des Kühlmittels ist Vorsicht geboten, da immer noch ca. 25 % der entsorgten Geräte das Ozonschicht gefährdende FCKW beinhalten. Bei der Dämmung kommen teils halogenierte PU-Schäume zum Einsatz, diese dürfen nicht recycelt werden, nur die nicht halogenierte Stoffe werden wieder verwendet.
Durch ein Projekt mit der TU Braunschweig kam die Firma URT in den Kontakt mit dem Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Daraufhin wurde durch einen Auftrag von VW eine gesamte Anlage zum Recycling von Batterien entwickelt und im Jahr 2020 aufgebaut. URT schafft es die Schwarzmasse, bestehend aus den Aktivmaterialien, den Leitadditiven und den Bindern der Anoden und Kathoden von den Kunststoffen, den Aluminium und Kupfer Bestandteilen sowie dem Elektrolyten zu trennen.
Bei der Entwicklung von neuen Recyclingtechnologien arbeitet die Firma URT unteranderem mit der TU Braunschweig und dem Institut für Energie- und Umwelttechnik e. V. (IUTA) zusammen. In den letzten drei Jahren konnte die Firma ein Wachstum der Recyclingbranche feststellen. Von zuvor drei bis vier Großprojekten im Jahr, sind es derzeit 16 Großprojekte in den nächsten drei Jahren. Dazu wurde die Anzahl an Mitarbeitern in den letzten drei Jahren von 40 auf 70 erhöht.
Die Geschäftsführer sind in unterschiedlichen Gremien vertreten und können so das Geschehen in der Abfallwirtschaft zum Teil mitbestimmen. Da die Entsorgungskosten und damit die Einnahmen der Kunden von URT von den Produzenten von Elektrogeräten am Anfang eines Lebenszyklus des Elektrogeräts bezahlt wird, kommen hier keine Steuergelder zum Einsatz und der Markt regelt sich zu gewissen Teilen selbst. Von der Politik erwarten die Geschäftsführer Maßnahmen für höhere Sammelquoten und eine stärke Kontrolle in bestimmten Teilen der Abfallwirtschaft.
Nach den Diskussionen im Besprechungsraum, übergab Anja Baier noch einen kleinen Präsentkorb als Dankeschön für den Einblick in die Firma. Außerdem kam es während der Führung durch die Produktionshalle noch zu weiteren Diskussionen in kleinen Gruppen.